Charlotte Engmann:
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Roman

ISBN 3-935327-51-X
9,90 Euro

 
REZENSION:
Charlotte Engmann: Kjartan der Vitländer
(VirPriV-Verlag / Edition Nocturno)
Rezensent: Thomas Hofmann, Juni 2005

Na bitte, es geht auch anders! Fantasy muss nicht in 10-bändigen Zyklen mit einem Gesamtumfang von 8000 Seiten erscheinen. Einem eingefleischten Fantasy-Fan könnte allerdings etwas fehlen, wenn das Buch nach 130 Seiten zu Ende ist. Charlotte Engmann hat bewiesen, dass man auch in kurzen Erzählungen packende Geschichten erzählen kann, die zusammengefügt einen Episodenroman ergeben. Die Stories für sich genommen wirken aber auch. Der Held ist so etwas wie ein Wikinger, aber weniger der Streitaxtschwinger, als vielmehr eine historisch plausibel erscheinende Persönlichkeit, die im Umgang mit übernatürlichen Wesen Erfahrungen sammelt, aber ansonsten ein liebenswerter Mensch ist. K. sucht Unterschlupf in einem Gehöft und findet dort sein Schicksal; ein Mann bietet ihm an, seine Frau zu heiraten. Das ist sicher schon ungewöhnlich, doch noch ungewöhnlicher wird es, als K. erfährt, dass dieser Mann schon tot ist. Damit hat das Angebot auch den Hauch den Unmoralischen verloren.

Insgesamt geht es eher sittsam in den fantastischen Seiten dieses Buches zu. Ich habe gehört - noch nicht gelesen - dass dies bei der Autorin nicht immer so ist. Das mit der Heirat der Witwe klappt ganz gut, hält unseren Helden aber nicht davon ab, mitunter auf Schiffsfahrt zu gehen, sogar bis in ein fernes China. Und es wird das Vordringen des christlichen Glaubens in die heidnische Nord-Welt thematisiert. Wir begegnen Unterwasserdämonen, dem Winterkönig, einem komischen Eremiten und anderen Wesen vor allem der nordischen Mythologie. Einige Stories ranken sich um das Jul-Fest; damit qualifiziert sich das Büchlein zur idealen Vorweihnachtslektüre. Dies nicht nur deswegen, sondern auch ihrer schönen, sagenhaften bis modern-fantasytypischen, epischen Erzählweise. Und es gibt eigentlich immer einen "Knall-Effekt", die Stories sind spannend und bieten Überraschungen. Na, mir hat's gefallen.

Das Buch hat einen schönen Einband, der mal - zwar farbig - ohne Computergrafik auskommt; da malt noch jemand (Stefanie Pappon) richtig mit dem Pinsel - wie es aussieht. Das Bild ist interessant, weil es erst auf den zweiten Blick etwas naiv aussieht - allerdings ist der Terminus "naive Art" ja kein Abwertungskriterium, steht eher für eine besondere, volksnahe gegenständliche Darstellungsweise. Man kann sich in das Bild vertiefen und gerade in der Zierranke einiges entdecken. Der Preis für das Buch mag hoch erscheinen, aber es ist ein Kleinod.

Edition Nocturno:
"Kjartan der Vitländer" von Charlotte Engmann
132 Seiten / ISBN 3-935327-51-X / 9,90 Euro.
Covergrafik: Stefanie Pappon, Neustadt
Neuerscheinung: Oktober 2004


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www.virpriv.de
 

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